Von authentischen Milongas bis zur Pampa in der Großstadt: Wir verraten Ihnen, wie Sie Buenos Aires wie ein echter Porteño erleben.
Von: Tobias Crone
8 Min
Die argentinische Hauptstadt Buenos Aires ist eine Metropole der Superlative und voller Gegensätze. Tiefe Häuserschluchten, pulsierende Verkehrsadern und leidenschaftlich diskutierende Menschen treffen auf schwermütigen Tango und liebenswert antiquierte Höflichkeitsformen.
Buenos Aires ist eine Hafenstadt, doch wendet sie dem Río de la Plata trotzig ihren Rücken zu. Sie ist der Geburtsort des Tango, des Papstes und des Diego Armando Maradona. Keine Stadt ist in ihrem Fußballeifer so hitzig und irrational wie Buenos Aires. Sie ist durchdrungen von Geschichte, Kultur und Nostalgie. Das Wesen der Stadt ist so ausschweifend und einnehmend wie eine Komposition von Astor Piazzolla, voller unerwarteter Wendungen, Ausschmückungen und Brüche.
Verlassen Sie mit uns die ausgetretenen Touristenpfade und erleben Sie Buenos Aires aus der Perspektive eines Einheimischen. Nachfolgend haben wir für Sie praktische Insidertipps zusammengestellt, darunter typische Lokale, Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten.
Alltag auf heißen Reifen – Abenteuer Busfahrt
Der Großraum Buenos Aires zählt rund 16 Millionen Einwohner – das Angebot an Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten ist schier unerschöpflich. Um die Stadt wie ein Porteño zu erleben, setzen Sie auf das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs und nutzen Sie die als Colectivos bezeichneten Busse. Es wird geschätzt, dass fast 20.000 Exemplare dieser bunten Ungetüme im Großraum von Buenos Aires unterwegs sind.
Wenn Sie das Abenteuer einer Busfahrt wagen möchten, dann benötigen Sie zunächst eine Tarjeta SUBE, also die kontaktlose Zahlungskarte für den öffentlichen Nahverkehr. Erhältlich sind diese blauen Plastikkarten an offiziellen Verkaufsstellen wie den Ticketschaltern in U-Bahnhöfen oder Lotto-Annahmestellen (Lotería de la Ciudad). Dort können Sie auch direkt ein Guthaben aufladen (eine Busfahrt kostet umgerechnet nur etwa 0,40 Euro).
Die Buslinie 29 eignet sich hervorragend für Sightseeing-Touren, da sie an Sehenswürdigkeiten wie dem Caminito, der Casa Rosada, dem Obelisken, dem Teatro Colón und dem Barrio Chino vorbeiführt.
Reihen Sie sich ggf. in die Warteschlange der Bushaltestelle ein, zeigen Sie dem sich nähernden Bus den ausgestreckten Arm und steigen Sie an der Vordertür des Busses ein. Nennen Sie dem Fahrer das ungefähre Ziel (z. B. Plaza de Mayo), halten Sie dann die Karte an das elektronische Lesegerät und los geht’s! Halten Sie sich gut fest und machen Sie sich auf einen wilden Ritt gefasst.
Architektur – Die Patina der Belle Époque
Architektonisch geprägt wurde die Stadt in jener Zeit, als Argentinien noch zu den wohlhabendsten Ländern der Welt gehörte und sich ihr Reichtum in prunkvollen Bauwerken manifestierte. Gleich neben dem imposanten Kongressgebäude (Congreso de la Nación) reckt sich die Confitería del Molino elegant in die Höhe, ein emblematisches Jugendstil-Gebäude mit Turm, aufwändigen Buntglasfenstern und den namensgebenden Windmühlenflügeln.
Wenn Sie nur etwa 500 Meter die Avenida de Mayo in Richtung der Casa Rosada hinunterschlendern, erreichen Sie den im Stil des Eklektizismus erbauten Palacio Barolo, der sich konzeptuell an Dante Alighieris Göttlicher Komödie orientiert.
Weitere weniger bekannte Prachtbauten im Zentrum sind das von stoischen Atlanten „getragene“ Edificio Otto Wulff, das Centro Naval im Beaux-Arts-Stil, die gotische Facultad de Ingeniería und das mit 300.000 Terrakottafliesen verzierte Pumpwerk (Palacio de Aguas Corrientes).
Nur drei Häuserblocks vom Pumpwerk entfernt befindet sich die Buchhandlung El Ateneo Grand Splendid, die in einem ehemaligen Theater aus dem Jahre 1919 untergebracht ist. Zwischen den ornamental reich verzierten Jugendstil-Fassaden von Buenos Aires lassen sich auch streng geometrische Formen entdecken, zum Beispiel der rationalistische Wolkenkratzer Kavanagh und das brutalistische, an einen riesigen Hammerkopf erinnernde Gebäude der argentinischen Nationalbibliothek.
Nur einen Katzensprung von der Bibliothek entfernt liegt der berühmte Cementerio de la Recoleta, ein dem Zahn der Zeit ausgesetzter Friedhof mit Mausoleen von Prominenten wie Eva Perón. Verbinden Sie den Besuch des Cementerio mit einem Spaziergang oder einer Radtour in der grünen Lunge der Stadt: Zwischen weitläufigen Parks wie dem Parque Rosedal und dem Japanischen Garten stoßen Sie auf Sehenswürdigkeiten wie das Planetarium und die kinetische Blumenskulptur Floralis Genérica, die sich bei Sonnenaufgang öffnet und sich bei Sonnenuntergang wieder schließt.
Im November sorgen die blühenden Jacaranda-Bäume für ein leuchtendes Violett im Stadtbild. Gleich gegenüber vom Friedhof, vor dem berühmten Café La Biela, steht ein historischer Gummibaum (Gomero de la Recoleta), der im Jahre 1781 gepflanzt worden sein soll. Als Alternative zum Café La Biela bietet sich der luxuriöse Afternoon Tea in der L’Orangerie des aristokratischen Alvear Palace Hotels an.
Tango und Theater – Lyrisches Buenos Aires
Ein unvergessliches Erlebnis ist eine Opern- oder Ballettvorstellung im Teatro Colón, einem der bedeutendsten und schönsten Opernhäuser der Welt. Nur zwei Straßen weiter, unweit des großen Obelisken, verläuft die Avenida Corrientes, die auch als „Broadway von Buenos Aires“ bezeichnet wird und von zahlreichen Theatern, Musicals und Kinos gesäumt wird. Unternehmen Sie einen Bummel auf der abendlich beleuchteten „Straße, die niemals schläft“, und lassen Sie sich von der turbulenten Atmosphäre mitreißen.
Wenn Sie Tango Argentino erleben möchten, dann bieten die traditionellen Milongas in rustikalen und unscheinbaren Tanzlokalen wie El Beso (tägliche Milongas am Nachmittag und Abend), der mythische Salón Marabu (in einem ehemaligen Cabaret der 1940er Jahre) und die Milonga La Nacional authentische Einblicke mit der Möglichkeit zum Tanzen.
Eine alternative Milonga mit jüngerem Publikum bietet La Catedral. Gerade für Reisende interessant sind die sogenannten Taxi Dancer, also professionelle Tango-Tänzer, die Tanzwillige ohne Tanzpartner zu einer Milonga begleiten. Auch im Café de los Angelitos gibt es Tango-Vorstellungen in stimmungsvoller Atmosphäre.
Ein gewisser Geheimtipp ist noch immer El Boliche de Roberto, eine rustikale und leicht verruchte Bar an einer Straßenecke der Plaza Almagro. In den späten Abendstunden werden dort gerne Bandoneon und Gitarre herausgeholt, um traditionelle Tangos anzustimmen und ein Glas Fernet Coca zu genießen.
An dieser Stelle seien auch La Boca und San Telmo genannt. Bei La Boca handelt es sich um ein ebenso pittoreskes wie prekäres Viertel, das in den Anfangsjahren der Stadt von einfachen Seeleuten und Hafenarbeitern gegründet wurde. Generell ist in La Boca Vorsicht geboten, so auch in den Nebenstraßen des Caminito. Lassen Sie sich von den kunterbunten Häuschen mit ihren winzigen Balkonen verzaubern, aber hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, tragen Sie keine Wertsachen zur Schau und beschränken Sie sich auf die touristisch erschlossenen Teile am Caminito, an der Fundación Proa (Zentrum für zeitgenössische Kunst) und an der Bombonera (dem Fußballstadion der Boca Juniors).
Durch die hohe Inflation in Argentinien sind Preise oft nicht ausgeschildert, was von unseriösen Verkäufern ausgenutzt werden kann. Erkundigen Sie sich daher zunächst nach dem Preis, bevor Sie Ihre Kaufbereitschaft erkennen lassen, vor allem auf Antiquitätenmärkten wie der Feria de San Telmo.
Mit einem Kaffee in die Vergangenheit
Buenos Aires ist bekannt für seine tief verwurzelte Kaffeetradition. In urigen Cafés aus Zeiten, die längst vergangen schienen, stoßen Sie auf handgemalte Ladenschilder im Stil des Fileteado, auf holzvertäfelte Tresen, antike Kronleuchter und vergilbte Fotografien.
Kehren Sie für eine Tasse Café con Leche y Medialuna in einem der historischen Kaffeehäuser der Jahrhundertwende ein, zum Beispiel in der majestätischen Confitería La Ideal (erst kürzlich nach Jahren der Renovierung neu eröffnet!), der traditionellen Bar Los Galgos oder im kleinen Eckcafé La Poesía.
In der Avenida Corrientes lockt das Café El Gato Negro mit dem betörenden Duft von Gewürzen und frisch gemahlenem Kaffee. In Boedo, einem authentischen Arbeiterviertel, finden Sie alteingesessene Lokale wie das Café Margot.
Pizza und Parrilla – Schlemmen auf Argentinisch
Kulturell wurde die Stadt maßgeblich von europäischen Einwanderern aus Italien und Spanien geprägt, was sich auch in der Küche widerspiegelt. Allerdings hat sich die argentinische Pizza konsequent vom italienischen Originalrezept verabschiedet: Überbordender Käse und fluffiger Teig lassen die Herzen der Argentinier höher schlagen. Probieren Sie eine Pizza Muzzarella in traditionsreichen Lokalen wie El Cuartito oder in der gigantischen Pizzería Güerrín. Doch aufgepasst: Insbesondere bei Letzterer benötigen Sie Nerven wie Drahtseile, denn die Stimmung ist ausgelassen und die Gesprächslautstärke wird nur von der Menge des verwendeten Käses übertroffen.
Zentraler Bestandteil der argentinischen Küche ist der Asado, also die Grillkultur. Bei einem Besuch in einer Parrilla, dem regionaltypischen Steakhaus, können Sie beliebte Grillspezialitäten wie Bife de Lomo (Filet), Chorizo (grobe Bratwurst), Entraña (Kronfleisch) oder Tira de Asado (Querrippe) bestellen. Unsere Steakhaus-Empfehlungen sind die bodenständige Parrilla Peñaim Stadtzentrum und das gehobene Grillrestaurant Don Julio im Stadtteil Palermo.
Ein außergewöhnliches Gourmet-Erlebnis in Form eines 18-Gänge-Menüs mit Weinbegleitung erwartet Sie im Aramburu Relais & Châteaux. Das Restaurant von Meisterkoch Gonzalo Aramburu wurde vom Guide Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnet.
Die süße Kunst der Abkühlung
Wenn Sie auf Ihren Streifzügen durch die Stadt nach einer Erfrischung suchen, könnten Sie in einer Eismanufaktur wie Rapanui oder Scannapieco vorbeischauen und ein Helado de Dulce de Lecheprobieren. Die auf Milchkaramell basierende Eiscreme ist der unangefochtene Klassiker unter den argentinischen Eissorten. Himmlisch lecker ist auch das sizilianische Pistazieneis bei Cadore.
Für meisterhaft gemixte Cocktails und raffinierte Häppchen empfehlen wir das Milión. Die wundervoll restaurierte Villa mit romantischem Innenhof ist eine Oase der Ruhe, besonders an lauen Sommerabenden. Dort lohnt es sich, nach Veranstaltungen wie alternativen Tango-Abenden und Theater-Happenings Ausschau zu halten. Eine Reservierung wird empfohlen. Ungewöhnliche Cocktail-Kreationen bietet die Florería Atlántico, die sich hinter einer Kühlschranktür eines Blumenladens im Stadtteil Retiro versteckt.
Ausflüge in die Umgebung
Um dem Trubel der Großstadt zu entfliehen, unternehmen Sie am besten einen frühmorgendlichen Tagesausflug ins Tigre-Delta. Das fein verästelte Mündungsgebiet des Río Paraná, der etwa zehn Kilometer von der Stadt entfernt in den Río de la Plata übergeht, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet mit dichter Vegetation und unzähligen Inseln, die sich mit dem Boot erkunden lassen.
Wenn Sie eine der auf Pfählen errichteten Cabañas (Ferienhäuser) im Inneren des Deltas mieten, können Sie nachts dem Klangkonzert der Wildnis lauschen und den Tanz der Glühwürmchen in der Dunkelheit beobachten.
Alternativ dazu könnten Sie auch mit der Fähre den Río de la Plata überqueren und nach Colonia del Sacramento fahren, einer beschaulichen Ortschaft im Süden Uruguays. Die Überfahrt mit einer Fähre des Anbieters Colonia Express dauert rund 75 Minuten.
Ein Stück Pampa in der Großstadt
Für einen kurzen Ausflug innerhalb des Stadtzentrums von Buenos Aires bietet sich eine Radtour durch die Reserva Ecológica an. Das Naturreservat geht auf die 1930er-Jahre zurück, als in einer beispiellosen städtebaulichen Aktion eine riesige Schneise durch das Stadtzentrum geschlagen wurde. Eine komplette Reihe von Häuserblocks wurde damals abgerissen, um die Avenida 9 de Julio anzulegen, eine der breitesten Straßen der Welt. Nachdem der Bauschutt im Río de la Plata landete, übernahm rasend schnell die Natur die Oberhand. So entstand ganz spontan ein rund 350 Hektar großes Feuchtbiotop, das in seiner Flora und Fauna mit der argentinischen Pampa zu vergleichen ist.
Eine Radtour oder Wanderung belohnt Sie mit einem ungewöhnlichen Ausblick auf die Skyline der Stadt, genauer gesagt: auf die Wolkenkratzer von Puerto Madero. Tipp: Es gibt nur wenig Schatten im Reservat, also denken Sie an ausreichend Sonnenschutz.
Im Westen der Stadt liegt der Wallfahrtsort Luján mit seiner neugotischen Doppelturm-Basilika. Ein Kuriosum von Luján ist sicherlich der winzige Freizeitpark, der sich gleich neben der Basilika befindet. Apropos kurios: Einen ausgefallenen Kurztrip verspricht der christliche Freizeitpark Tierra Santa, der im Stadtteil Belgrano liegt und das Leben Christi nachzeichnet, inklusive täglich nachgestellter Kreuzigungen und Auferstehungen.
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